Sonne draußen am Himmel, in meinem Herzen

Endlich ist sie so richtig voll und ganz da! Lange Zeit habe ich schon auf sie gewartet und nun spendet sie wieder Wärme, Licht und Glück.

Die letzten zwei Wochen waren bei mir so trüb und unbeständig wie das Wetter. Ein Erkältungsvirus hat sich bei uns zu Hause eingenistet und alle nacheinander geärgert. Unsere Stimmung war oft düster, da der Regen und die Kälte uns doch ans Haus gefesselt hat. Eigentlich hält uns Regen nicht unbedingt davon ab nach draußen zu gehen, aber mit einem Baby, das schon alt und wach genug ist, dass es nicht mehr stundenlang im Kinderwagen liegen möchte, das schwer genug ist, dass man und frau es nicht mehr ewig tragen kann… das macht dann einfach keinen Spaß. Und der Große hat Gefallen daran gefunden, ewig im Haus zu spielen, aber nur mit viel Spieleinsatz von Mama und Papa. Mich zog es aber eigentlich sehr nach draußen. Schließlich ist Mai – Wonnemonat. Doch von der Wonne war ja bis vor kurzem noch nicht viel zu sehen.

Und dann gab es da noch dieses unsagbare Ereignisse – etwas neues beginnt und etwas altes geht verloren, ist einfach nicht mehr. So haben sich in meiner Familie Trauer und Freude getroffen und gehen nun Hand in Hand durch unser Leben. Innerlich wühlt es in mir und doch bin ich unendlich dankbar und glücklich: da sind meine Kinder, mein Partner, meine Familie, meine Freunde. Und der Gedanke, das Leben zu feiern, alle zu umarmen und das Beisammensein zu genießen.

Mit der Sonne gehe ich nun wieder vollen Mutes in die Welt und finde die Wunder und das Glück.

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Die Lust zu schreiben

Den ganzen Tag könnte ich schreiben, gerade verspüre ich den wahnsinnigen Drang mich hinzusetzen und Worte aufs Papier fließen zu lassen, in die Tasten zu hauen und Sätze zu kreieren.

Leider lassen mich meine Kinder nicht ganz so wie ich will. Besonders der Kleine mit seinen 6 Monaten fordert meine Aufmerksamkeit. Denn seine Welt ist nun klarer geworden und es gibt hier so viel zu entdecken. Nur kann er noch nicht so wie er will – sich einfach auf die Dinge zubewegen, die ihn interessieren. Im Moment schiebt er sich rückwärts durchs Leben, stößt an ungesehene Grenzen und alles, was er begehrt rückt in  unerreichbare Ferne. Manchmal ist ihm aber das Glück holt und er entdeckt eine Ecke im Zimmer, die ihm zusagt.

Den Kleinen in seiner Fortbewegung und seinem Entdecken zu beobachten, bringt mich auch beim Schreiben auf (neue) Gedanken und Wege – einfach mal machen, mal die Perspektive wechseln, rückwärts anstatt immer nur vorwärts, links und rechts alles mitnehmen und sich dann über das Unerwartete freuen.

Gerade gibt es auch sehr viel zu schreiben. Schließlich haben wir April und da heißt es für mich CampNaNoWriMo. Meine Selbstverpflichtung läuft noch und ich bin fleißig am Wörter sammeln. Ich habe schon mehrere Male am NaNoWriMo teilgenommen und da war es oft zwischendurch ein Kampf um die Wörter und vor allem um die Motivation. Dieses Mal kämpfe ich irgendwie mit der Zeit. Die Option, abends länger wach zu bleiben, gibt es leider nicht, denn die Kinder jagen mich gnadenlos früh aus dem Bett und die Nächte sind im Moment noch sehr unterbrochen. Aber so lerne ich gerade jedes Fitzelchen Zeit zu nutzen und meinen Laptop überall im Haus aufzustellen. Einer meiner Lieblingsschreibplätze ist derzeit abends im Bett zwischen meinen Kindern. Da ist es ganz ruhig, ich wache über die beiden und tippe fleißig Wörter.

Neben dem CampNaNoWriMo, bei dem ich mit meiner Kollegin Lotta zwei kleine Selbstfindungsbücher schreibe, verfasse ich auch regelmäßig Blogbeiträge – zumindest versuche ich es regelmäßig. Das Bloggen liebe ich mittlerweile auch. Irgendwie nutze ich es ja wie ein Tagebuch und doch ist es ganz anders, da es Leser gibt. Es ist spannend, an Leser zu denken bei so persönlichen Themen. Bisher musste ich das nur bei meinen wissenschaftlichen und sachlichen Texten. Mit dem Bloggen wächst mein Schreiber-Ich (und mein Schreiber-Herz).

Tagebuch schreibe ich auch noch. Das begleitet mich schon seit der 2. Klasse. Letztes Jahr habe ich ein Buch entdeckt, dass mein Tagebuch-Schreiben erneuert und intensiviert hat:

Tagebuch

In diesem Buch werden verschiedene Tagebuchformen präsentiert und die Leser angeregt, auf ganz unterschiedliche Arten, Tagebuch zu führen – so kann man kurz und knapp berichten, was der Tag gebracht hat oder man schreibt sich morgens seine Gedanken von der Seele oder lässt ein Gedicht entstehen oder schreibt wild und frei oder oder oder…

Mir hat das Buch Spaß gemacht.

 

Wichtig ist mir beim Tagebuch vor allem das Schreiben mit Stift auf Papier. Tagebuch führe ich ausschließlich handschriftlich. Am liebsten mit einem schönen Füller in ein schönes Heft. So mit Anfang 20 habe ich es mal am Computer probiert, aber das funktionierte für mich überhaupt nicht. Ich brauche diese unmittelbare Verbindung zwischen dem Hirn (also meinen Gedanken, aber auch Gefühlen – also eher Bauch) und meiner Hand, die schnell alles niederschreibt. So kann ich mich in einen Flow schreiben. Die meiste Zeit ähnelt mein Tagebuch-Schreiben dem Freewriting; das geht eigentlich nur per Hand. Mit der Hand schreiben ist aber auch für unser Gehirn und unser Gedächtnis wichtig und so trainiere ich das fast täglich 🙂

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Etwas achtsamer bin ich beim Tagebuch-Schreiben für meine Kinder. Aktuelle schreibe ich ein Buch für meinen zweiten Sohn – ich halte fest, was in seinem ersten Jahr so passiert und wie es mir dabei geht, welche Entdeckungen ich mache, welche wunderbaren Momente ich genieße. Das habe ich auch schon bei meinem ersten gemacht. Heute kommt mir das oft zu Gute, da ich so wieder weiß, wie es beim ersten Kind war und ich nicht beim Zweiten verzweifeln muss – so war bei beiden Kindern das Brei-Essen zu Beginn eher schwierig. Da ich nachlesen kann, wie lange es bei meinem ersten Sohn gedauert hat, kann ich entspannt abwarten, bis beim Zweiten gut klappt.

Da es heute so viel geregnet hat, freue mich umso mehr auf die warmen Tage. Denn dann kann ich auch wieder draußen schreiben.

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Ich setze mich gern irgendwo auf eine Bank und lasse mich von der Umgebung um mich herum inspirieren. Ich habe eigentlich fast immer ein kleines Notizbuch und einen Stift in der Tasche, damit ich jederzeit loslegen kann. Bei Spaziergängen mit dem Kinderwagen ist das besonders schön, da ich mir möglichst ruhige Wege suche und meine Gedanken beim Laufen schweifen lasse. Und manchmal setzt sich dann ein Gedanke so fest, dass ich ihn zu Papier bringen muss.

Nun ist der Tag für mich fast um und ich habe diesen Text in vielen kleinen Schreibeinheiten zwischendurch verfasst. Mal schauen, was jetzt noch in den Abendstunden geht.

Frohes Schreiben an alle, die diese Leidenschaft mit mir teilen.

Radikal Dankbar – ein Fazit

Nun ist mein Monat der radikalen Dankbarkeit um. Und was nehme ich jetzt mit?

Mir hat das Buch von Pam Grout gefallen, ich habe es echt gern gelesen: Die vielen Geschichten von Menschen, die dankbar ihr Leben leben und immer wieder darauf vertrauen, dass es richtig ist, einfach ihren Weg zu gehen, auf ihr Bauchgefühl zu hören, waren inspirierend. Auch einige der so genannten Partyspiele ließen mich meinen Alltag etwas verändern und über mein Leben nachdenken. Drei habe ich hier schon beschrieben.

Darüber hinaus habe ich noch ausprobiert, die Menschen, denen ich begegne, so zu behandeln, als hätten sie Geburtstag. Da wusste ich eigentlich nicht so richtig, wie ich das anstellen sollte und habe für mich daraus gemacht, dass ich alle anlächle, besonders fröhlich im Umgang mit ihnen bin und versuche, auch sie zum Lächeln zu bringen. Ich habe so manchen Laden entspannter verlassen, nachdem ich der Verkäuferin, die mich zuerst abweisend bis missmutig abkassiert hat, ein Lächeln und einen „Schönen Tag noch“ abgerungen habe. Dabei ist mir aufgefallen, dass es wichtig ist, den Leuten in die Augen zu schauen. Dann kommt das Lächeln so richtig an und man kann sehen, wie auch sie (vielleicht nur für den kurzen Moment) zufrieden sind.

Ebenso bin ich durch das Buch von Grout wieder mehr und bewusster spazieren gegangen. Ich habe meine Umgebung wahrgenommen, bekannte Wege neu entdeckt, unseren Garten mit anderen Augen gesehen, mich der Natur hingegeben. So komme ich auch besser mit dem wechselnden Wetter klar. Es ist eben wie es ist – und Regen kann so etwas schönes, aber vor allem reinigendes sein.

Einen Monat bzw. 30 Tage war ich jetzt aber nicht radikal dankbar, wie es Grout vorschlägt. Das war mir zu anstrengend. 🙂 Ich habe festgestellt, dass ich nicht der 7-Schritte- oder 30-Tage-tu-etwas-Typ bin. Ich ziehe so ein Programm nicht durch, lieber picke ich mir das heraus, was mir gefällt. Gerade in diesem Fall ist das schöner, denn eigentlich sollte man die „Partyspiele“ jeden Tag machen oder zumindest immer mal wieder. Interessanterweise hat Pam Grout dieses Partyspiele-Programm wegen ihrer Lektorin entwickelt, die meinte, die Leser bräuchten konkrete Schritte, die sie befolgen können, um ein so dankbares, glückliches Leben zu führen wie Grout. Grout selbst wollte zu Beginn eigentlich nur darüber schreiben, dass es wichtig ist, den Tag schon dankbar und fröhlich zu beginnen und darauf zu vertrauen, dass das Universum für einen da ist, dass es einem ein schönes Leben schenken möchte. Also dieses Buch hätte mir auch gefallen, diese kleine, aber elementare Botschaft mit schönen Geschichten von Menschen, die wundervolle Dinge erlebt haben, nachdem sie angefangen haben, auf sich zu achten und hören und dem Universum (oder wem auch immer) zu vertrauen.

Was ich gelernt habe?

Das Leben ist schön. Und es gibt etwas da draußen, das uns beschenkt, das möchte, dass wir glücklich sind (allein schon wegen meiner Kinder glaube ich daran). Seit ich das Glück bewusst sammle, präsentiert es sich mir immer öfter, nehme ich das Wunderbare dieser Welt auch mehr wahr.

1 Monat radikal dankbar

Freudig lese ich seit einigen Tagen das Buch Sei dankbar und werde reich. Da ich so neugierig bin, konnte ich nicht den Dankbarkeitstrip parallel zum Lesen durchführen, also habe ich erst einmal gelesen und die schönen und wundersamen Geschichten aufgesogen.

Was ich an dem Buch mag? Es ist fröhlich und leicht geschrieben, enthält Geschichten von ungewöhnlichen Wegen einiger (berühmter) Menschen, belegt Behauptungen, dass das Dankbarkeit-Prinzip funktioniert mit Studien aus der Glücksforschung und inspiriert zum Mitmachen. Dass die Autorin immer wieder davon schreibt, dass man sich auf die Frequenz der Dankbarkeit und Freude einschwingen soll, um Geschenke vom Universum zu erhalten, dass man mit allen Menschen in Liebe verbunden ist und man vom Universum bedingungslos geliebt wird, ist Geschmacksache. Das kommt sicherlich für einige sehr „esoterisch“, spinnerhaft rüber, doch das Buch lohnt sich wegen der Kernbotschaft und den Beweisen der Autorin Pam Grout trotzdem.

Kernbotschaft (für mich): Wenn du dich in deinem Leben auf die guten Seiten konzentrierst, dankbar für das bist, was du hast und was dir schönes widerfährt, dann wirst du glücklich sein, werden dir unglaubliche Dinge passieren, dann gelingt dir alles, was du dir vornimmst.

Das klingt ziemlich einfach. Und Pam Grout behauptet auch, es wäre so einfach – man müsse sich eben nur auf die Frequenz der Dankbarkeit und Freude begeben. Doch einfach ist das nicht, echt nicht. Leider sind wir eher dazu erzogen, das Negative zu sehen, Angst zu haben, darüber zu jammern, was uns fehlt und/oder wie schlecht es uns geht. Den meisten fällt es doch leichter abends zu sagen, was an dem Tag schon wieder schief gelaufen ist anstatt zu benennen, was alles geklappt hat. Zu dieser Betrachtungsweise hat Pam Grout ihren ganz eigenen Ansatz, ihre Perspektive:

„99,9 Prozent des Lebens (funktionieren selbst in Krisenzeiten) nach wie vor nach Plan und laufen nach wie vor so effizient weiter wie dieser nervige Duracell-Hase. In diesem Augenblick zum Beispiel strahlt mein Körper zweieinhalb Tonnen atmosphärischen Druck aus, der mich davor bewahrt, ins All hochzuschießen. (…)

Jede Ihrer Zellen hat Tausende von Mitochondrien, die Energie erzeugen, damit Sie mir und all den anderen Optimisten den Stinkefinger zeigen können. (…)

Und vergessen Sie nie, dass die 10 Billionen Zellen Ihres Körpers aus der Teilung einer einzigen Zelle hervorgegangen sind.“

(Pam Grout: Sei dankbar und werde reich, S. 164-165.)

Ihre Botschaft liegt vor allem darin, eine dankbare Perspektive auf das Leben einzunehmen. Betrachte die Wunder, die schönen Seiten, fokussiere dich auf das Gute und dir widerfährt Gutes.

In dem Buch gibt Pam Grout 27 „Partyspiele“ (so nennt sie die) mit auf den Weg, die dabei helfen, dankbar zu sein und sich auf die „Frequenz der Dankbarkeit und Freude“ zu begeben. Diese Partyspiele möchte ich nun ausprobieren und schauen, was passiert. Begonnen habe ich schon. Und gleich beim wichtigsten – ersten – Spiel hat sich mir gezeigt, dass Pam Grout Recht hat (es funktioniert) und dass sie Unrecht hat (es ist eben doch nicht leicht).

Das erste Spiel:

Beginne jeden Tag damit, es zuzulassen, dass dir etwas Gutes, Unglaubliches, Wundervolles, Großartiges, Aufregendes an diesem Tag über den Weg laufen wird. Lass die Welt wissen, dass du heute einen grandiosen Tagen haben wirst. Darüber hinaus glaube an Wunder und Segnungen und achte am Tag darauf, wo sie dir begegnen.

Gleich am ersten Tag nachdem ich das gelesen hatte, wollte ich den Tag so beginnen. Ich wachte auf, hatte so ein mittelprächtige Nacht hinter mir, mein Großer sprang wie immer im Bett herum und war (für mein morgenempfindliches Ich) zu laut. Ich schloß kurz die Augen und dachte ‚Heute wird ein großartiger Tag!‘ Nichts passierte. Der Tag war nicht besonders großartig, Ich war enttäuscht. Hatte ich etwas falsch gemacht? Ja! Gleich am nächsten Morgen (übrigens ein Montag!) habe ich den Tag (fast) so begonnen. Ich bin aufgewacht, fühlte mich matschig, noch echt müde, die Kinder waren laut und verlangten Aufmerksamkeit. Ich setzte mich auf, hielt kurz inne und dachte, nun lasse ich die Welt wissen, dass heute ein großartiger Tag wird. Also sagte ich laut zu meiner Familie: „Hey, was für ein wundervoller Tag heute wird. Lasst uns diesen schönen Tag begrüßen. Hallo du toller Montag, wie schön, dass du da bist.“ Ich musste selbst über mich lachen und weil mein Großer mich etwas irritiert ansah. Doch als ich das sagte, straffte sich mein Körper, meine Mundwinkel gingen nach oben und ich umarmte nicht nur den Tag, sondern auch sofort meinen Großen und mir ging es augenblicklich gut. Die Müdigkeit war verschwunden, ich spürte Energie in meinem Körper. Ich sprang aus dem Bett und tanzte mit meinem Sohn durch das Haus, machte in der Küche ein Gute-Laune-Lied an und der Rest des Tages war wirklich einfach entspannt und toll.

Das klappt wirklich. Wichtig ist, dass man es laut ausspricht und den Tag voller Überzeugung so beginnt. Wunderbar an dieser Dankbarkeitsübung ist, dass man den Tag so startet und sich schon vorab auf die schönen Dinge konzentriert. Die andere bekannte Dankbarkeitsübung, bei der man abends 3 – 10 Dinge notiert, für die man (am Tag) dankbar ist, ist reflektierend, rückschauend. Bei der Morgen-Übung stellt man sich schon vorher auf das gute Gefühl ein.

Die Schwierigkeit daran ist, sich 1. dazu zu überwinden, es laut auszusprechen (vor allem, wenn noch andere im Raum sind) und wie ich auch feststellen musste, es jeden Tag zu tun. Wenn man ein Baby hat, dass nachts drei/vier Mal aufwacht, man morgens von einem hüpfenden Dreijährigen geweckt wird, der einem die Decke klaut und das Baby ärgert, fällt es schwer zu glauben, dass dieser Tag grandios wird. Doch ich bleibe dran und werde versuchen, die Tage so oft wie möglich so zu beginnen, wie Grout es vorschlägt. Denn diesen Energieschub kann ich eigentlich immer gebrauchen.

Versucht doch auch mal, eine Woche lang in jeden Tag so zu starten und schaut, was passiert. Ich werde hier dazu schreiben und freue mich, von anderen zu hören, die das (oder Ähnliches) ausprobieren.

Ach ja und weitere Partyspiele werden folgen.

Das Essen, die Gäste und ich

Sonntag war der Geburtstag meines Mannes. Wie üblich feierten wir diesen Tag auch mit seinen Eltern und Großeltern. Normalerweise luden dazu seine Eltern zum Essen sowie Kaffee und Kuchen ein. Nun wohnen wir aber seit dem Sommer in einem schönen Haus, haben es uns hier gemütlich gemacht und finden es entspannter, mit unseren zwei Kindern zu Hause zu sein anstatt in „fremden“ Häuser den Tag zu verbringen. Also schlug ich meinem Mann vor – hormongesteuert – bei uns ein Essen zu veranstalten. „Ich koche! Einen Braten – ist doch leicht, in Ofen und warten. In der Zwischenzeit mache ich Böhmische Knödel, mal was ausprobieren.“

Oh wie naiv.

„Kochen für 8 Personen – nie wieder!“ seufzte ich abends auf unserer (neuen) Sofalandschaft.

Trotzdem war es ein schöner Tag. Das Kochen glich einer halben Katastrophe. Ich war gestresst, aber versaut habe ich  es nicht. Auch wenn „noch Luft nach oben“ ist, so mein Mann. Dafür hat mein Kuchen geschmeckt, den ich am Tag davor gebacken habe. Danke Kathi. Also alles allein geht eben nicht. Schließlich habe ich Böhmische Knödel gemacht. Wozu meine Schwiegermutter meinte, ihr schmecken ja die runden Semmelknödel besser. Die sie jedes Mal aus der Tüte serviert. (*verkneife mir hier Kommentar*)

Was ich über mich gelernt habe:

Ich bin definitiv keine perfekte Hausfrau und Gastgeberin. Nicht so formvollendet. Strebe ich auch nicht an. Nee, echt nich. Hatte leider keinen Plan, wie ich das Essen servieren soll, alles warm auf den Tisch zu bringen. Schwiegermutter hat dann geholfen. Die hatte ja dieses Mal volle Entspannung, fühlte sich glatt etwas unterfordert. Und passendes Geschirr habe ich auch nicht. Aber ausreichend. Sieht halt schön bunt auf dem Tisch aus.

Ich bin aber gerne Gastgeberin. Und zwar genauso – improvisierend, aber liebevoll. Ich fand es schön, Gäste im Haus zu haben, meinem großen Kind beim Spielen mit Opa zu zusehen, bei Tee und Kaffee Gespräche zu führen. Nachdem das Essen auf dem Tisch war, konnte ich auch entspannen. Beim Abwasch hat Schwiegermutter geholfen. Hätte ich aber auch erst mal stehen lassen. Hab mich da nicht gestresst. Denn das Wichtigste war, dass sich alle wohlfühlen. Und das war auch so, denn Eltern und Großeltern waren einfach nur froh, dass wir sie eingeladen hatten und wir Zeit mit ihnen verbringen. Mehr braucht es eben nicht.

In Liebe leben

Erst heute Vormittag habe ich so richtig mitbekommen und verstanden, was gestern in Berlin geschehen ist. Erst als ich selbst die Berichterstattung gehört und gesehen habe, begriff ich das Ausmaß der Katastrophe vom Breitscheidplatz. Und so war mein heutiger Tag von einer Trauer begleitet. Eine Trauer um die Menschen, die dort gestern ihr Leben lassen mussten, um die Menschen, die gestern einen geliebten Menschen verloren haben. Und von einer Trauer um diese Welt.

Es sind nur noch wenige Tage bis Weihnachten, es ist Adventszeit. Das ist eine Zeit in Deutschland und auch in vielen anderen Teilen der Welt, die von Liebe, Besinnlichkeit, Familie geprägt ist. Da ist so ein Unglück – vielleicht ein Anschlag? – noch unbegreiflicher, zumindest für mich. Und wieder frage ich mich, in was für eine Welt habe ich zwei Kinder gesetzt? Wie wird es mit unserer Gesellschaft weitergehen? Welches Leben werden meine Kinder einmal führen? Müssen sie in ständiger Angst leben?

So eine Welt, wie sie sich gestern wieder gezeigt hat, wünsche ich mir nicht für meine Kinder; wünscht sich wohl kaum einer. Und doch scheinen wir ohnmächtig davor zu stehen. Und ein Teil unserer Gesellschaft schürt in meinen Augen diese Welt, befeuert sie noch nach dieser Katastrophe.

Mich macht nicht nur der Tod traurig. Ich bin auch entsetzt, was nun passiert, in Medien, in sozialen Netzwerken. Es wird mit Hass reagiert, mit Anschuldigungen, mit Tätersuche. Und die Opfer? Über diese habe ich kaum etwas erfahren. Sie wirken in den Berichten fast wie Nebenschauplätze.

Heute bin ich traurig.

Doch es gibt in solchen Zeiten auch gute Momente. Ich konnte mit geliebten Menschen über die Geschehnisse reden: Was sie bewegt, was mich bewegt, was wir tun können. Und das Schönste dabei war für mich, daran erinnert zu werden, dass es Menschen gibt, die (mit)fühlen und diese Welt ändern wollen und bei sich anfangen. Jeder kann etwas tun, damit unsere Welt schöner wird. Sich ändern, zufrieden und glücklich leben, in Liebe leben. Denn dann kann man das auch an sein Umfeld weitergeben, andere glücklich machen, auf andere offen zugehen, sich allen Menschen zuwenden ohne sofort zu verurteilen, ohne Hass.

Heute bin ich traurig. Heute liebe ich aber auch.