hilfsbereite Menschen (auch in Berlin)

Gestern und heute sind mir ganz unerwartet fremde Menschen zur Hilfe gekommen. So etwas wundervolles erlebe ich leider recht selten, dabei verschönert es den Tag. Es erinnert mich, auch meine Hilfe immer wieder anzubieten und mit kleinen Gesten Menschen den Tag ein bisschen zu versüßen.

Gestern sind wir vom Regen überrascht worden, als mein Mann und ich mit Baby (in der Trage) in der Bibliothek waren. Wir waren sommerlich gekleidet, ohne Jacken und vor allem ohne Regenschirm unterwegs. Und draußen tröpfelte es nicht nur, sondern es schüttete. So standen wir etwas ratlos an der Tür bis uns eine Bibliothekarin einen großen Regenschirm überreichte, der hinten im Fundus lag. Zu unserem Glück hatte mal jemand diesen Schirm in der Bibliothek vergessen. Und so überließ uns die nette Dame den Schirm, damit vor allem unser Kleiner nicht nass würde.

Und heute bekam ich von jungen Frauen eine hilfreiche Hand gereicht. Ich war in der Stadt (also so wirklich in der Stadt, in Mitte) unterwegs, wo es leichter ist mit Baby in der Trage als im Kinderwagen herumzulaufen. Der Kleine hockte also schön gemütlich vor meinem Bauch als ich mich in die überfüllte S-Bahn quetschen musste (es gab mal wieder eine Signalstörung, was fürn Wunder). Da sprach mich eine Frau an, ich solle mich doch besser setzen mit dem Baby, nicht das wir noch stürzen. Daraufhin erhob sich sofort ein junger Typ und gab mir seinen Platz. Ich finde das schon sehr bemerkenswert, da ich es in Berlin sehr selten erlebe, dass für andere ein Sitzplatz freigemacht wird. Selbst als ich hochschwanger im Sommer mit S- und U-Bahn unterwegs war, musste ich in vollen Bahnen immer stehen. Ich erinnere mich nur an eine Situation, als mir ein Platz angeboten wurde – von einer Frau. Aufmerksam sind die Menschen hier nicht besonders oft, daher freue ich mich umso mehr, wenn mir fremde Hilfe zu Teil wird.

Und eine ganz süße Hilfe bekam ich von einer anderen jungen Frau. Als ich eine Ampel überquerte, sprach mich auf der anderen Straßenseite diese Frau an, die hinter mir gelaufen war. Sie machte mich darauf aufmerksam, dass meine Schnürsenkel offen seien. Und sie war besorgt, dass ich mit dem Baby stürzen könnte. Aber sie hat mich nicht nur aufmerksam gemacht, nein, sie hat mir dann auch noch den Schuh zugebunden, da ich mit der Trage und Tasche und Regenschirm (heute habe ich daran gedacht) einfach selbst nicht so dazu in der Lage war. Also das hat mich einfach glücklich gemacht – so eine wundervolle nette Frau, so hilfsbereit.

Für diese Begegnungen und tollen Menschen bin ich unglaublich dankbar und hoffe, in den nächsten Tagen die Hilfsbereitschaft an andere weitergeben zu können.

(Foto: pixabay.com)

 

Sonne draußen am Himmel, in meinem Herzen

Endlich ist sie so richtig voll und ganz da! Lange Zeit habe ich schon auf sie gewartet und nun spendet sie wieder Wärme, Licht und Glück.

Die letzten zwei Wochen waren bei mir so trüb und unbeständig wie das Wetter. Ein Erkältungsvirus hat sich bei uns zu Hause eingenistet und alle nacheinander geärgert. Unsere Stimmung war oft düster, da der Regen und die Kälte uns doch ans Haus gefesselt hat. Eigentlich hält uns Regen nicht unbedingt davon ab nach draußen zu gehen, aber mit einem Baby, das schon alt und wach genug ist, dass es nicht mehr stundenlang im Kinderwagen liegen möchte, das schwer genug ist, dass man und frau es nicht mehr ewig tragen kann… das macht dann einfach keinen Spaß. Und der Große hat Gefallen daran gefunden, ewig im Haus zu spielen, aber nur mit viel Spieleinsatz von Mama und Papa. Mich zog es aber eigentlich sehr nach draußen. Schließlich ist Mai – Wonnemonat. Doch von der Wonne war ja bis vor kurzem noch nicht viel zu sehen.

Und dann gab es da noch dieses unsagbare Ereignisse – etwas neues beginnt und etwas altes geht verloren, ist einfach nicht mehr. So haben sich in meiner Familie Trauer und Freude getroffen und gehen nun Hand in Hand durch unser Leben. Innerlich wühlt es in mir und doch bin ich unendlich dankbar und glücklich: da sind meine Kinder, mein Partner, meine Familie, meine Freunde. Und der Gedanke, das Leben zu feiern, alle zu umarmen und das Beisammensein zu genießen.

Mit der Sonne gehe ich nun wieder vollen Mutes in die Welt und finde die Wunder und das Glück.

IGA4

Berlinern

Wat mir heute glücklich macht: meen jeliebter Berlina Dialekt.

Ick bin heute volle Neese druff jestoßen in meenem Rückbildungskurs. Damit hab ick heute anjefangen und die Trainerin dit erste Ma jesehn. So ne richtche Berlina Pflanze, mit na richtchen juten Berlina Schnauze und dazu dit etwas dreckche Lachen und die ollen Witze.

Ick liebe den Berlina Dialekt – die Kodderschnauze. Und endlich kann ick dit och wieda ausleben. Nach vier Jahren Hannover, wo die nich ma Dreiviertel Drei vastehn, und ick imma ordentlich Hochdeutsch jequatscht hab, kann ick nun beim Bäcker wieda Schrippen bestellen, n bisschen rotziger sprechen und muss nich mehr so die Freundlichkeit in Person sein. Also jenau jenommen, sind wa Berlina ziemlich nette Menschen, wir können dit nur nich imma so zeijen.

Jestern hab ick och mit eena Freundin über Schimpfwörter jesprochen. Ihr Sohn flucht so n bisschen viel inna Schule und da bat die Lehrerin, dass er doch eher so Schimpfwörter wie Gurkennase lernen sollte. Na, da is mir ja die Lösung übahaupt einjefallen. Berlina Schimpfwörter. Die leben nämlich in Hildesheim. Da vastehn die dit och nich so, aba lustig klingt’s. Meene Lieblingsschimpfwörter:

  • Furzkruke
  • Wuchtbrumme
  • Jemütsathlet
  • Jewittazieje
  • Flitzpiepe
  • (Appel)Fatzke
  • Landpomeranze

Wer mehr über die Bedeutungen diesa scheenen Wörter wissen will, kann sich ma dit Spiel „Flitzpiepe“ anschauen. Oda mir frajen.

So und jetzt noch wat: Wir Berlina sind ja nich so janz unvaständlich, wenn wa reden, aba manchma jibt it da so bei der Aussprache wat, da vastehn welche wat – globste nich. Die Jeschichte hat ma meene Elle erzählt (ähm, dit is hier jetzt so janz frei nacherzählt):

Meene Elle und ihr Freund, der Wahlberlina is und ausm Bergischen Land kommt (oda so, jedenfalls NRW), sitzn zusammn und erzähln sich wat, Zahlen kommn och drin vor.

Sie: „… Vierzehn…“

Er kichert.

Sie wundert sich.

Er kichert: „Weißt du eigentlich, wie das klingt, wenn du Vierzehn sagst?“

Sie wundert sich: „Na normal. Fürzn eben.“

 

 

süßes Glück

Heute ist es soweit. Heute schreibe ich über meinen absoluten Glücksbringer. Über die eine Sache, die nie und nimmer auf meiner „Gute-Vorsätze-das-lass-ich-sein“-Liste stehen wird: Schokolade.

Wenn ich ein Laster habe, dann wohl das. Aber es ist ein verdammt süßes Laster. Und es macht mich wirklich immer glücklich. Es ist himmlisch, wenn ein Stück Zartbitter-Schokolade langsam auf der Zunge zergeht oder ein Stück Minz-Schokolade beim Abbeißen leise knackt. Ich liebe Schokolade in vielfältigsten Varianten: mit Nüssen, mit Chili, mit Orange, mit Kirsche, als Soße… Aber die allerbeste Form der Schokolade ist für mich die heiße Schokolade. Und die beste in meinem Leben habe ich in Krakau getrunken. (Krakau ist übrigens eine Reise wert und verspricht auch viel Glück.) Diese Heiße Schokolade hatte den Namen Schokolade wirklich verdient. Es war flüßiges Glück, sahnig, cremig, zum Löffeln nicht zum Trinken. In kleinen Tässchen mit winzigen Löffeln wurde sie serviert. Es war ein Genuss, immer wieder hinein zu tauchen und zu schlecken. Mein Himmel auf Erden. Das Geheimnis der Schokolade aus Krakau kenne ich leider nicht, ich habe nur im Café sehen können, dass sie ständig gerührt wurde, in einem speziellen Rührgerät. Vielversprechend sieht aber auch diese italienische heiße Schokolade aus: Cioccolata Calda.

Für heute reicht mir auch ein heißer Kakao. Und der Gedanke an den Film Chocolat. Der verspricht auch immer einen guten Abend – besonders die Szene, in der sie den Geburtstag von Armande Voizin (gespielt von Judi Dench) mit einem Essen feiern. Es ist eine Lust zu sehen, wie sich die Menschen an dem Essen laben, wie sie genussvoll in die Speisen beißen und sich an der guten Nahrung erfreuen. *seufz*

Mein wunderbares Fundstück des Tages hat mich heute an mein herrliches Glück erinnert:

schoki-versteht

Das hängt in einem kleinen Bäcker in Berlin – Bäcker am Hain. Und daneben zum Schmunzeln:

kuchen-falten

In Liebe leben

Erst heute Vormittag habe ich so richtig mitbekommen und verstanden, was gestern in Berlin geschehen ist. Erst als ich selbst die Berichterstattung gehört und gesehen habe, begriff ich das Ausmaß der Katastrophe vom Breitscheidplatz. Und so war mein heutiger Tag von einer Trauer begleitet. Eine Trauer um die Menschen, die dort gestern ihr Leben lassen mussten, um die Menschen, die gestern einen geliebten Menschen verloren haben. Und von einer Trauer um diese Welt.

Es sind nur noch wenige Tage bis Weihnachten, es ist Adventszeit. Das ist eine Zeit in Deutschland und auch in vielen anderen Teilen der Welt, die von Liebe, Besinnlichkeit, Familie geprägt ist. Da ist so ein Unglück – vielleicht ein Anschlag? – noch unbegreiflicher, zumindest für mich. Und wieder frage ich mich, in was für eine Welt habe ich zwei Kinder gesetzt? Wie wird es mit unserer Gesellschaft weitergehen? Welches Leben werden meine Kinder einmal führen? Müssen sie in ständiger Angst leben?

So eine Welt, wie sie sich gestern wieder gezeigt hat, wünsche ich mir nicht für meine Kinder; wünscht sich wohl kaum einer. Und doch scheinen wir ohnmächtig davor zu stehen. Und ein Teil unserer Gesellschaft schürt in meinen Augen diese Welt, befeuert sie noch nach dieser Katastrophe.

Mich macht nicht nur der Tod traurig. Ich bin auch entsetzt, was nun passiert, in Medien, in sozialen Netzwerken. Es wird mit Hass reagiert, mit Anschuldigungen, mit Tätersuche. Und die Opfer? Über diese habe ich kaum etwas erfahren. Sie wirken in den Berichten fast wie Nebenschauplätze.

Heute bin ich traurig.

Doch es gibt in solchen Zeiten auch gute Momente. Ich konnte mit geliebten Menschen über die Geschehnisse reden: Was sie bewegt, was mich bewegt, was wir tun können. Und das Schönste dabei war für mich, daran erinnert zu werden, dass es Menschen gibt, die (mit)fühlen und diese Welt ändern wollen und bei sich anfangen. Jeder kann etwas tun, damit unsere Welt schöner wird. Sich ändern, zufrieden und glücklich leben, in Liebe leben. Denn dann kann man das auch an sein Umfeld weitergeben, andere glücklich machen, auf andere offen zugehen, sich allen Menschen zuwenden ohne sofort zu verurteilen, ohne Hass.

Heute bin ich traurig. Heute liebe ich aber auch.