von 15 bis 19 Uhr nicht erreichbar

Mindful parenting, achtsame Elternschaft – auf diese Begriffe bin ich in den letzten zwei Tagen immer wieder gestoßen. Gerade eben habe ich in meinem Kalender Ein guter Plan einen kurzen Aufsatz dazu von Susanne Mierau gelesen. Kurz gesagt, geht es bei der achtsamen Elternschaft darum, den eigenen Kinder volle Aufmerksamkeit zu schenken, mit ihnen im Moment zu leben, ganz bei ihnen zu sein, aber auch mit den eigenen Bedürfnissen achtsam umzugehen.

Achtsamkeit für Eltern bedeutet vor allem, sich selbst im Blick zu haben als Mensch mit Bedürfnissen. (…) Wir können unseren Kindern nur dann liebevoll zugewandt sein, wenn es uns wirklich gut geht. (Susanne Mierau)

Und heute beim Spaziergang habe ich wieder einmal festgestellt, wie gut es tut, im Moment zu sein, alles um einen herum wahrzunehmen, sich darauf zu konzentrieren und nicht in (grüblerische) Gedanken zu versinken, sich mit dem Smartphone abzulenken oder per Telefon noch etwas zu erledigen. Einfach achtsam sein. Und weil ich mir mit dem Spaziergang etwas gutes getan habe, war ich am Nachmittag auch entspannt beim Spielen mit meinen Kindern.

In der Flow wiederum habe ich gelesen, wie sehr wir allein dadurch angespannt sind, dass wir immer unser Telefon dabei haben. Auch wenn wir achtsam sein wollen, all unsere Aufmerksamkeit unseren Kinder schenken möchten, so stehen wir unter Anspannung, wenn unser Telefon in der Nähe ist. Wir rechnen jeden Moment (unbewusst) mit einem Anruf, einer Nachricht oder Ähnlichem. Immer wieder wandern unsere Gedanken zum Telefon, wir schauen immer mal wieder kurz aufs Display. Das lenkt uns ab, hält uns von einem achtsamen entspannten Umgang mit den Kindern ab.

Genauso verhält es sich auch bei mir. Selbst wenn ich mein Smartphone nicht in der Hand habe, es aber in der Nähe liegt, bin ich zwischendurch abgelenkt, schaue aufs Display, checke zwischendurch meine E-Mails und nehme Anrufe entgegen. Und schon ist meine Aufmerksamkeit vom Wesentlichen weg – meinen Kindern. Anders ist es, wenn ich mein Telefon beim Heimkommen in der Jackentasche vergesse. Dann bin ich nicht abgelenkt. So wie heute. Erst beim Abendessen merkte ich, dass das Telefon nicht wie gewohnt auf dem Tisch liegt. Meine Kinder hatten also etwa zwei Stunden meine volle Aufmerksamkeit.

Da ich mein Telefon aber nicht allzu oft in der Tasche vergesse, nehme ich mir ab morgen bewusst diese Auszeit. Von 15 bis 19 Uhr werde ich nicht erreichbar sein. Mein Telefon hat dann nichts an meiner Seite zu tun. Vom Abholen aus dem Kindergarten bis das große Kind eingeschlafen ist, bin ich bei mit meiner Aufmerksamkeit bei meiner Familie. Voll und ganz.

Flow-Fundstück

Auf Reisen kaufe ich mir gerne Zeitschriften. Vor einem Jahr hat mich eine Freundin zur Flow gebracht. Ein wundervolles, ästhetisches Magazin mit schönen Anregungen. Ich lese das Magazin immer wieder gern, blättere darin rum und betrachte die liebevollen Illustrationen. Es ist ein Magazin über Achtsamkeit, die kleinen besonderen Dinge des Alltags und die großen Fragen des Lebens. Genau das richtige Magazin für eine Glückssammlerin.

Da ich dieses Wochenende verreist war, habe ich mir mal wieder die Flow gegönnt. Ich habe schon einige schöne Beiträge und tolle Hinweise entdeckt, über die ich hier noch weiter schreiben werde. Mein Fundstück heute ist der kleine süße Kalender.

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Jeden Tag erhalte ich nun Ideen, Anregungen, Zitate, Achtsamkeitsübungen.

Wer sich nicht die Flow kaufen will, den Kalender trotzdem haben möchte, kann ihn sich auch als App holen.

Dankbarkeit

Vor einigen Jahren bin ich auf die Dankbarkeitsübung gestoßen – diese Übung, bei der man jeden Abend drei Dinge notieren soll, für die man an diesem Tag dankbar ist. Das habe ich schon ein paar Mal ausprobiert, auch extra schöne kleine Heftchen dafür angelegt. Doch durchgehalten habe ich das nie sehr lange.

Zwei Probleme hatte ich mit der Übung. 1. das Wort Dankbarkeit. Es löst in mir nicht nur gute Gefühle aus. Danke zu sagen, hat in unserer Gesellschaft (oder zumindest in meinem Leben) oft auch etwas erzwungenes. So muss ich mich für Geschenke oder Leistungen bedanken, um die ich nicht gebeten habe und die mir nicht gefallen oder mir weiterhelfen. Es wird aber erwartet, dass ich dankbar bin. Und bei manchen Gesten spüre ich auch, dass es nicht reicht dankbar zu sein, sondern dass auch eine Gegenleistung erwartet wird, die aber nicht ausgesprochen wird. Dann kann ich nicht wirklich dankbar dafür sein, denn ich kenne den Preis noch nicht. Wenn ich danke sage, möchte ich es gerne ehrlich meinen. Und das ist mein zweites Problem: Ich habe das Gefühl, dass Danke von manchen Menschen sehr inflationär verwendet wird und ich dann nicht mehr erkennen kann, wie ernsthaft dankbar sie sind. (Ich kenne eine Person, die so oft danke sagt/schreibt, dass ich sie darin kaum noch ernst nehmen kann. Eigentlich schade.) (Mein merkwürdiges Verhältnis zum Wort Danke sollte ich wohl mal ergründen.)

Mein zweites Problem bei der Übung ist, dass ich nicht so richtig weiß, was ich da eigentlich notieren kann. Am Anfang fällt es mir leicht. Ich bin dankbar für meine Familie, meine Kinder, meinen Partner, für Zeit, die ich für mich hatte. Es stehen zu Beginn immer eher unspezifische, allgemeine Sachen auf meiner Dankbarkeitsliste. Dann wird es manchmal spezifischer, weil etwas eher ungewöhnliches am Tag passiert ist, ich mit meinem Kind besonders viel gelacht und getobt habe oder wir einen Hasen in unserem Garten sitzen hatten. Aber es gibt ja noch die scheinbar normalen Tage. Da scheiterte ich und hörte auf, diese Übung zu machen.

Im Sommer bin ich darauf gestoßen, dass ich nicht Dinge notieren möchte, für die ich dankbar bin, sondern die mich glücklich machen. Auch nicht immer so einfach. Aber für mich doch hilfreicher, es so zu sehen, da Dankbarkeit meines Erachtens auch etwas passives hat, für mein Glück kann ich aber selbst sorgen. So bin ich auch zur Glückssammlerin geworden.

Seit dem 25. Dezember 2016 lasse ich mich auf tägliche Übungen von Stefan Schwidder ein. Er leitet derzeit einen Online-Kurs, der hilft, seine Ziele, sein Potenzial für 2017 zu verwirklichen. Teil seines Kurses ist auch diese Dankbarkeitsübung. Allerdings mit erhöhtem Schwierigkeitsgrad – er möchte, dass man jeden Tag 10 Dinge notiert. Da ich den Kurs oder vielmehr mich ernst nehme, versuche ich das auch jeden Abend. Und nun passiert etwas bei mir. Ich kann den Zauber in den kleinen Dingen erkennen, in den winzigen Momenten. So stehen z.B. folgende Sachen auf meiner Liste:

  • 5 Minuten allein in der Küche am morgen, in denen ich meinen Kaffee heiß genießen konnte (bei zwei kleinen Kindern ist das wirklich ein Glück)
  • die heiße Dusche am Vormittag
  • die morgendliche Umarmung meines Sohnes
  • der leckere Tee am Abend
  • dass mein Kind mich singen hören möchte zum Einschlafen (und das bei meiner Stimme!)
  • ein Versprecher meines Partners (der verdreht oft so herrlich Sprichwörter)
    • Als ich ihn gestern fragte, ob er sich was für das neue Jahr vorgenommen hat, wollte er sagen, dass er weniger motzen möchte bzw. in die Situation ruhig eingreifen möchte bevor es zum Motzen kommt. Er sagte aber: „Ich möchte lieber motzen, bevor es überhaupt nötig ist.“

Und plötzlich entsteht am Abend vor meinen Augen das Bild eines Tages mit vielen glücklichen Momenten. Das lässt mich ruhig und zufrieden einschlafen (wieder was für die Liste).

Wichtig finde ich, die Dinge positiv aufzuschreiben. Manchmal war und bin ich geneigt, zu schreiben, dass ich dankbar bin, meine Geduld heute nicht ständig verloren zu haben. Darum denke ich lieber an glückliche Momente, denn dann kommen solche negativen Formulierungen gar nicht erst zustande.

Aufgeräumt im Flow

Das Buch von Marie Kondo lässt mich nicht los. Ich habe angefangen, den ersten Schritt der KonMari-Methode zu gehen – ich miste aus. Und dabei versuche ich so vorzugehen, wie Marie Kondo es vorschlägt, streng nach Kategorien. Also habe ich mir jetzt meine Kleidung vorgenommen. Damit soll man beginnen, hier fällt es wohl am leichtesten zu entscheiden, was man loslassen kann. Leider kann ich die Methode nicht ganz so durchführen, wie es vorgesehen ist. Ich habe derzeit nicht die Zeit und Ruhe, all meine Sachen zusammenzusuchen und auf einen Haufen zu schmeißen. So soll das eigentlich geschehen, damit man sehen kann, wie viel man eigentlich besitzt.

Ich gehe einfach bei meinen Klamotten nach und nach vor, ebenfalls nach Kategorien – Jacken und Mäntel, Oberteile, Hosen, Röcke und Kleider, Unterwäsche, Socken und Strumpfwaren, Taschen, Schals, Mützen und Handschuhe. Auch so bekomme ich einen guten Eindruck, was ich alles habe. Erstaunlich ist, dass ich eigentlich nicht so viel an Kleidung besitze und doch immer noch etwas ausmisten kann. Zwei große Müllsäcke habe ich schon in die Kleidersammlung gebracht. Ganz fertig bin ich noch nicht.

Mein erster wunderbarer Erfolg ist, dass unsere Garderobe im Flur endlich ordentlich ist. Dort lag sonst viel auf dem Schuhschrank rum und die Haken bogen sich unter dem Jacken- und Mantelgewicht. Schals, Mützen und so flogen durch die Gegend. Nun habe ich ausgemistet und allen Sachen einen Platz gegeben. Und ich halte mich sogar daran, nach Verwendung alles an seinen Platz zurückzubringen. Hilft absolut. Das macht mir Mut, dass es auch mit den anderen Dingen im Haus so sein wird. Also werde ich weiter ausmisten und dann feste Plätze für meine Lieblingsdinge suchen.

Die Methode bzw. das Ausmisten begleiten mich aber auch so den ganzen Tag. Überall sehe ich etwas, dass ich nicht mehr haben will. Noch hüte ich mich vor dem Wegschmeißen oder Weggeben, da ich es doch in Ruhe und in der richtigen Reihenfolge machen will. Aber es beflügelt mich auch, im Haus Dinge zu sehen, die verschwinden werden und ich kann die einkehrende Ruhe und Ordnung schon wahrnehmen.

Ganz erhebend war heute das Ausmisten meiner Strumpfwaren. Erstaunlich wie viele Strumpfhosen ich besessen habe, obwohl gar nicht so oft Röcke und Kleider in kälteren Tagen trage. Es war befreiend hier vielfach auszumisten und dann die Schublade neu einzurichten. Dabei habe ich mich auch an Marie Kondos Rat gehalten, die Strümpfe nicht zu knüllen, sondern so zu falten, dass sie stehen können. Irre. Das geht und sieht wirklich gut aus.

Das allerbeste war jedoch heute das Flow-Gefühl, dass ich beim Aufräumen hatte. Ich bin in einen Zustand geraten, der mich die Zeit vergessen ließ, bei dem ich mich voll und ganz auf die Aufgabe konzentrierte und die Welt um mich herum (fast) vergaß. Für eine Stunde etwa war ich ganz im Hier und Jetzt, nicht abgelenkt, nicht in Gedanken, nicht grübelnd, nicht zweifelnd, nicht planend. Nur ich und meine Socken. 🙂 Und ich war achtsam, ganz auf mein Selbst konzentriert, denn Marie Kondo sagt, man solle seine Sachen begreifen (in die Hand nehmen) und fühlen, ob sie einen glücklich machen. Diese sollten dann behalten werden, alles andere muss weg.

Nach dieser achtsamen Zeit, dem Sein im Hier und Jetzt fühlte ich mich auch sehr erleichtert. Denn ich habe mir Zeit für mich genommen und mich von unnötigem Ballast befreit. So kurz vor Jahresende kann ich mir fast kaum eine bessere Beschäftigung vorstellen.

Bauchgefühl

Ich bin ein Kopfmensch. Ein absoluter Kopfmensch. Alles zerdenke ich. Meistens lasse ich mich von meinem Verstand leiten, ja regieren. Ist ja eigentlich nicht so schlimm, nicht wahr? In vielen Situationen ist das sicherlich gut, hilfreich. Den Verstand einsetzen, um Entscheidungen zu treffen. In vielen Situationen? Mittlerweile bin ich nicht mehr davon überzeugt.

Als ich anfing, darüber nachzudenken, wie mein Leben glücklicher sein könnte, merkte ich, dass mir viel gutes durch die Lappen ging, weil ich zu viel darüber nachdachte, immer nur meinen Kopf einsetzte und meinen Bauch vollkommen ignorierte. Ich habe mir vorgenommen, mehr auf meinen Bauch zu hören, meiner Intuition zu vertrauen. Und heute habe ich bei meinen Kinder gemerkt, dass das wirklich gut ist, unser Leben schöner macht.

Erziehung, Mutter-Sein – das sind so Dinge, über die ich viel nachgedacht habe. Besonders bei meinem ersten Kind. Ich wollte alles richtig machen, habe Bücher gelesen, mit anderen gesprochen, mir Rat geholt und dann krampfhaft gehandelt. Immer danach, was ich dachte, es sei richtig. Und so entstehen zum Beispiel im Alltag Regeln aus Prinzip. Aus Prinzip – weil das alle so machen – wird beim Abendbrot nicht gespielt, sondern nur ordentlich am Tisch gesessen und gegessen. Wozu?

Seit einigen Tagen spiele ich mit meinem großen Kind beim Abendessen, meist ein kleines Würfelspiel. Beim Spielen solcher Spiele kommt mein Sohn runter, er wird ruhiger und er fühlt sich beachtet. Natürlich spielen wir auch vorher, aber er ist gerade in einem Alter, in dem er ständig spielen möchte. Und seit er einen kleinen Bruder hat, sucht er noch mehr nach meiner Aufmerksamkeit. Diese kann ich ihm beim Spielen am Esstisch geben. Und er isst tatsächlich auch dabei. Vorher war es oft so, dass er zu schnell und unkonzentriert gegessen hat, weil er gern wieder aufstehen und spielen wollte. Das Essen ist nun entspannter. Als wir damit anfingen, habe ich einfach intuitiv gehandelt. Es hat mich nicht gestört, es fühlte sich gut an und meinem Kind habe ich damit eine Freude gemacht. Mein Bauchgefühl war richtig.

Auch bei meinem zweiten Kind, das noch ein Baby ist, höre ich auf meinen Bauch. Ich überlege mir gerade nicht, wie ich seinen Tag strukturieren kann, welche Rituale dabei helfen, dass er nachts schläft, ich schaue nicht auf die Uhr beim Stillen. Ich mache alles intuitiv. Unser Tag hat eine Struktur, mein Kind schläft nachts und es weiß, wann es Hunger hat. Ich vertraue auf mein Gefühl und plötzlich erkenne ich am Weinen, was meinem Kind fehlt. Bei meinem ersten Kind konnte ich das nicht wirklich. Da war mein Kopf zu sehr damit beschäftigt, zu überlegen, was er habe könnte.

Zu meinem Glück soll mein Bauch mich leiten.

 

Innehalten

Es ist Abend. Ich setze mich in mein Bett, nehme meine Tasse, trinke einen Schluck Tee und verharre in dem Moment. Ich bleibe kurz stehen, schließe die Augen, atme den Duft des Tees, spüre meinen Körper und horche in mich hinein. Der Moment dauert nicht lang und doch macht er den Unterschied.

Tee ist mein Lieblingsgetränk, den Genuss gönne ich mir. Langsame kleine Schlucke, das Aroma aufsaugen, die Wärme im Mund, in der Kehle, im Bauch spüren. Ich bin bei mir und achte darauf, was mein Körper mir sagt. Ein wohlige Erschöpfung liegt in meinen Beinen, eine schläfrige Schwere macht sich breit, das Gefühl zwischen wach und schlafend zu schweben zieht sich vom Kopf bis in die Zehen.

Ich komme zur Ruhe, mein Körper entspannt. Dann kommt ein Gedanke: Heute war ein schöner Tag. Mein großes Kind hat sich gefreut, bei seiner Omi zu sein – er wirkte so glücklich beim morgendlichen Abschied. Ich hatte Zeit, mich um meinen Kleinen zu kümmern und sein Lächeln zu genießen. Ich traf Freunde, mit denen ich zusammenarbeite, und die mir die Freude an unserem gemeinsamen Projekt zurückgebracht haben. Ich verbrachte den Abend mit meinem Partner in trauter Zweisamkeit bei einem guten Krimi im Fernsehen – etwas, was wir schon lang nicht mehr gemeinsam machen konnten.

Und dann…

Innehalten, nur einen Augenblick, Gedanken schweifen, Bilder des Tages aufkommen und Ereignisse Revue passieren zu lassen. Innehalten und mich für einen Moment zu spüren. Das macht den Unterschied. Das macht so einen Tag perfekt.